Schulentwicklung

Guter Unterricht

Unterricht ist der Kern der Schule. Im Unterricht verbringen die Schülerinnen und Schüler die meiste Zeit, hier soll Lernen stattfinden. Untersuchungen zeigen immer wieder, dass Langeweile für Schülerinnen und Schüler eines der größten Probleme in der Schule ist (Gühlich 2009, S. 11). Monotones Reden, immer die gleiche Unterrichtsform, fehlender Bezug zum Alltagsleben, wenig Bezug zu anderen Fächern und wenig Begeisterung bei denen, die Wissen vermitteln, tragen wesentlich dazu bei.

Lernförderliches Unterrichtsklima als Grundlage
Bülter und Meyer heben hervor, dass, wer seinen Unterricht auf Selbstachtung, Respekt und Kooperation aufbaut, dem auch eher gelingt, die Schülerinnen und Schüler zum Bündnispartner im Lehr-Lernprozess zu machen und somit ein positives Arbeitsbündnis herzustellen (2004, S. 34).

Selbstachtung ermöglicht wechselseitigen Respekt und fördert somit Kooperationsbereitschaft. Alle drei Bereiche sind Voraussetzungen für ein lernfreundliches Klima, das gekennzeichnet ist von Vertrauen, verlässlich eingehaltenen Regeln, Verantwortungsübernahme und Gerechtigkeit, sowie von Fürsorge, Begeisterung und Humor. Auf dieser Grundlage findet ein Arbeitsbündnis der Lehrkräfte mit den Schülerinnen und Schülern statt. Die positiven Effekte dieses lernfreundlichen Klimas zeigen sich in einem verstärkten Selbstvertrauen und positiven Sozialverhalten der Schülerinnen und Schüler. Wenn Schüler ihre schulische Umwelt positiv erleben, kommt es zu einer lernförderlichen fachlichen Interessenbildung (vgl. Bülter/Meyer 2004). Soziale Schulentwicklung mit dem Ziel ein positives Unterrichtsklima zu entwickeln ist eine Grundlage jeglichen schulischen Lernens.

Wie sieht ein idealer Unterricht aus? Die Schüler lernen, nicht der Lehrer. Also muss der Unterricht Aktivität bei den Lernern auslösen und Spaß machen. Die Schüler müssen selbstbestimmt handeln dürfen und sie brauchen Zeit und Raum, das zu Lernende in ihren Köpfen zu konstruieren. Der Bezug zum Alltag darf nicht fehlen. Es geht ja darum, in Problemsituationen Lösungen zu finden, nicht bloß darum Auswendiggelerntes wiederzugeben.
Dirk Krüger, Professor für Didaktik der Biologie an der Freien Universität Berlin. Frankfurter Rundschau,30.11.2007, S. 15.

Merkmale guten Unterrichts
Die Unterrichtsforschung hat zahlreiche Merkmale guten Unterrichts herausgearbeitet. Hilbert Meyer benennt zehn Gütekriterien, die den aktuellen Forschungsstand spiegeln und in konkrete Unterrichtsarrangements übersetzt werden müssen (2007, S. 166 ff.):

  • Klare Strukturierung des Unterrichts: Prozessklarheit; Rollenklarheit; Absprache von Regeln, Ritualen und Freiräumen.
  • Hoher Anteil echter Lernzeit durch gutes Zeitmanagement, Pünktlichkeit; Auslagerung von Organisationskram.
  • Lernförderndes Klima durch gegenseitigen Respekt, verlässlich eingehaltende Regeln, Verantwortungsübernahme, Gerechtigkeit und Fürsorge.
  • Inhaltliche Klarheit durch Verständigung der Aufgabenstellung, Plausibilität des thematischen Gangs, Klarheit und Verbindlichkeit der Ergebnissicherung.
  • Sinnstiftendes Kommunizieren durch Planungsbeteiligung, Gesprächskultur, Sinnkonferenzen und Schülerfeedback.
  • Methodenvielfalt. Reichtum an Inszenierungstechniken; Vielfalt der Handlungsmuster; Variabilität der Verlaufsformen und Ausbalancierung der methodischen Großformen.
  • Individuelles Fördern durch Freiräume, Geduld und Zeit; durch innere Differenzierung; durch individuelle Lernstandanalysen und abgestimmte Förderpläne; besondere Förderung von Schülern aus Risikogruppen.
  • Intelligentes üben durch Bewusstmachen von Lernstrategien, passgenaue übungsaufträge und gezielte Hilfestellungen.
  • Transparente Leistungserwartungen durch ein an den Richt- linien oder Bildungsstandards orientiertes, dem Leistungsvermögen der Schülerinnen und Schüler entsprechendes Lernan­gebot und zügige Rückmeldungen zum Lernfortschritt.
  • Vorbereitete Umgebung durch gute Ordnung, funktionale Einrichtung und brauchbares Lernwerkzeug.
  • Joker: Platz für fachdidaktische Kriterien guten Unterrichts.

Drei Dinge
Kinder brauchen drei Dinge:

  1. eine gute Gemeinschaft, in der sie sich aufgehoben fühlen, mit Lehrern (auch Männern), die Mut machen und Vorbilder sind.
  2. Aufgaben, an denen man wachsen kann. Also nicht Arbeitsblätter ausfüllen und Testbögen bearbeiten, sondern: etwas gestalten, etwas erforschen, etwas verändern.
  3. Anerkennung und Respekt.

Enja Riegel. In: Frankfurter Rundschau, 17.4.2009, S. 15.

gute Schule guter Unterricht

Schulisches Wohlbefinden
Schulisches Wohlbefinden verweist auf folgende sechs Wohlbefindensbereiche:

  1. positive Einstellungen und Emotionen zur Schule;
  2. Freude und Anerkennung in der Schule;
  3. schulischer Selbstwert;
  4. keine Sorgen wegen der Schule;
  5. keine körperlichen Beschwerden wegen der Schule sowie
  6. keine sozialen Probleme in der Schule.

Es handelt sich bei diesen sechs Dimensionen zwar um miteinander verbundene, aber trotzdem relativ unabhängige Wohlbefindensbereiche. Sie werden durch folgende schulspezifische Aspekte beeinflusst:

  1. soziale und didaktische Merkmale des Unterrichts bei den Klassenlehrerinnen und -lehrern;
  2. empfundener Leistungsdruck im Unterricht;
  3. Schulleistungen der Schülerinnen und Schüler;
  4. Diskriminierung von Mitschülerinnen und -schülern;
  5. Interaktion in den Schulpausen.

Marco Franze/Peter Paulus: Wohlbefinden: Terminologie, subjektive Vorstellungen, Einflüsse und Handlungsempfehlungen. In: Tina Hascher (Hrsg.): Schule positiv erleben. Ergebnisse und Erkenntnisse zum Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern. Bern 2004. www.mindmatters-schule.de/index2.html

Unterrichtskommunikation als Schlüssel
Zentral für guten Unterricht ist eine gelungene Unterrichtskom­munikation. Diese findet nicht nur verbal, sondern gerade auch nonverbal durch Gestik, Mimik und Körperausdruck statt und ver­mittelt so wesentlich die (in der Regel unbewussten) Beziehungsanteile von Wertschätzung, Achtung, Respekt oder eben auch Des­interesse, mangelnden Respekt, Missachtung.

Berücksichtigung von Ergebnissen der Hirnforschung
Guter Unterricht kann nur unter Berücksichtigung der Ergebnisse der neurobiologischen Forschung gelingen. Positive Gefühle fördern bedeutet u.a. auf das allgemeine Wohlbefinden zu achten, einen möglichst selbstgesteuerten Unterricht anzubieten, das Lachen sowie Abwechslung und Spiele nicht zu vergessen (vgl. Astleitner 2002, S. 9; Hüther 2006).

Unterricht in Bewegung
Kinder brauchen Bewegung und sind permanent in Bewegung. Still- sitzen ist ihnen eigentlich fremd. Die üblichen Sportstunden reichen hierzu bei weitem nicht aus. Mehr Bewegung fördert den motorischen, aber auch den kognitiven Bereich. Notwendig sind hierzu auch ergonomisch gut durchdachtes Mobiliar und eine Unterrichtsgestaltung, die eigene Aktivitäten fördert (vgl. BAG Haltungs- und Bewegungsförderung o.J.).

Diagnostische Kompetenz Ein eklatanter Mangel an diagnostischen Kompetenzen verhindert die zielgerichtete und maßgeschneiderte schulische Förderung. Dies ist ein Hauptergebnis der aktuellen Befragung des Bildungsbaro­meters. 46% der befragten Lehrkräfte gaben an, wenig bis gar nicht mit diagnostischen Instrumenten vertraut zu sein.

Bei diesem Hintergrund muss damit gerechnet werden, dass bei einer Vielzahl von Kindern der Förderbedarf überhaupt nicht erkannt werden kann.
Vgl. Zentrum für empirische pädagogische Forschung der Universität Koblenz-Landau (zepf) (Hrsg.): Newsletter des Bildungsbarometers 2/2008. www.bildungsbarometer.de

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