Sexualisierte Gewalt

Minderjährige als Täter

Die Zahl der Minderjährigen, die sich sexuell an Kindern und Jugendlichen vergehen, steigt rapide an. Laut Kriminalstatistik hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die eines Sexualdelikts verdächtig werden, bundesweit seit 1993 mehr als verdoppelt. Experten schätzen, dass mittlerweile jeder fünfte Fall von Kindesmissbrauch, der bekannt wird, auf das Konto eines minderjährigen Täters geht. In einem nordrhein-westfälischen Modellprojekt werden als Ursachen genannt:

  • eigene sexuelle Missbrauchserfahrungen der Täter (in etwa 11 Prozent der Fälle).
  • der ungehinderte Zugang zu Pornografie und sexuellen Darstellungen.
  • mangelndes Unrechtsbewusstsein: Weit über die Hälfte der Täter wollten nicht einsehen, etwas Falsches getan zu haben. Viele dachten, dass das alles ganz normal sei.

Vgl. Der Spiegel, Nr. 22/2006.

Zusammenfassend lassen sich die folgenden Trends feststellen:

  • Es ist insgesamt eine Zunahme der Tatverdächtigenbelastungszahlen bei Sexualdelinquenz festzustellen.
  • In der Gruppe der Kinder ist der Zuwachs am höchsten, wobei der Anteil an den entsprechenden verdächtigten Taten im Jahre 2001 lediglich 3 % der gesamten Sexualdelinquenz ausmachte.
  • Den zweithöchsten Zuwachs in Bezug auf Tatverdächtigenbelastungszahlen weisen Jugendliche auf.
  • Während bei tatverdächtigen Jugendlichen der Anteil an Vergewaltigungen am stärksten zugenommen hat, ist bei Kindern der Anteil an sexuellem Missbrauch an Kindern am weitaus höchsten.

Abschlussbericht des Forschungsprojekts Erzieherische Hilfen für jugendliche Sexual(straf)täter von Prof. Dr. Sabine Nowara & Dr. Ralph Pierschke, Institut für Rechtspsychologie, Waltrop 2005, S. 12.

Prof. Sabine Nowara, Kriminalpsychologin

„Sie [Anm.: sexuelle Gewalt] nimmt zum Teil zu. (...) Wir haben vor allen Dingen einen Anstieg bei Kindern, d.h. also bei nicht strafmündigen Jugendlichen unter 14 Jahren, dass es da durchaus zu erheblichen gewaltsamen sexuellen Übergriffen gekommen ist. (...) Diagnostisch war es vorher abgeklärt, ob es ein einvernehmliches Doktorspiel war, was in der normalen Entwicklung vorkommt, oder aber ob Gewalt, Erpressung, Manipulation vorgekommen ist, oder aber eine große Altersdifferenz vorliegt, d.h. das Opfer ist fünf Jahre und der Täter ist 13 Jahre alt. Das ist kein einvernehmliches Doktorspiel mehr.“

http://www.swr.de/quergefragt/2006/06/21/index.html

Im Zusammenhang mit sexuellen Handlungen an Kindern wird häufig der familiäre Inzest nicht diskutiert. In der polizeilichen Ermittlungsstatistik wird dieser nicht mehr gesondert aufgeführt. Meist denkt man dabei an generationsübergreifenden Missbrauch – also missbrauchende Väter oder Großväter. Wie häufig er unter Geschwistern – innerhalb derselben Generation vorkommt, ist hingegen kaum bekannt.

Abschlussbericht des Forschungsprojekts Erzieherische Hilfen für jugendliche Sexual(straf)täter von Prof. Dr. Sabine Nowara & Dr. Ralph Pierschke, Institut für Rechtspsychologie, Waltrop 2005, S. 6

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