Gewaltprävention muss den Bereich der Medien mit einbeziehen, denn ein unkontrollierter und unbegleiteter Zugang zur Medienwelt kann gerade für Vorschulkinder erhebliche negative Folgen mit sich bringen.
Kinder leben heute nicht nur in einer von Medien geprägten Umwelt, ihre Aneignung der Welt vollzieht sich, je älter sie werden, in einem zunehmenden Maße über Medien. Die Einflüsse von Medien auf den Alltag bereits von Kleinkindern sind allgegenwärtig und werden sich in den nächsten Jahren vor dem Hintergrund der sich immer weiter entwickelnden Informations- und Kommunikationstechnologien noch intensivieren.
Medien werden dabei in der Fachwelt und der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert: Zum einen als permanente Gefährdung, die allein schon durch ihr Vorhandensein kindliche Entwicklung beeinträchtigen würde, zum andern als Chance, Entwicklung und Lernen durch neue Möglichkeiten zu unterstützen und zu begleiten. Bei Eltern dominiert häufig die Sorge vor negativen Einflüssen, vor denen sie ihre Kinder schützen wollen.
Da Bildschirmmedien ab einem Alter von zwei bis drei Jahren nicht mehr aus der Welt der Kinder ferngehalten werden können und auch nicht sollten, besteht die Aufgabe von Eltern und Erziehenden darin, Medienangebote gezielt auszuwählen, ihren Konsum zu begleiten und wo nötig zu begrenzen. Dabei ist immer auch auf Möglichkeiten der eigenen kreativen Gestaltung, Aneignung und Produktion von Medien zu achten. Ebenso sind jedoch auch vielfältige Aktivitäten jenseits von Medien wichtig.
Bereits Vorschulkinder verfügen heute über beträchtliche Medienerfahrungen und auch über eine relativ hohe Medienkompetenz, was den Umgang mit und die Bedienung von Geräten, die im Haushalt verfügbar sind, betrifft. Das Leitmedium ist in Familien heute immer noch das Fernsehen, es begleitet vielfach den Alltag. Doch Fernsehen wird nicht nur gezielt und bei voller Aufmerksamkeit als Informations-und Unterhaltungsmedium genutzt, sondern oft auch beiläufig und begleitend bei Hausarbeiten, beim Spielen der Kinder oder zu den Mahlzeiten. Immer wieder sind Fernsehgeräte auch Babysitter. Die Ortsgebundenheit des Fernsehkonsums hat sich inzwischen aufgelöst. Die rasante Veränderung der Medienwelten, insbesondere das mobile Internet mit Smartphones und Tablet-Computern ermöglicht, dass Fernsehprogramme und Videos (z. B. über Youtube) an jedem Ort und zu jeder Zeit verfügbar sind und damit auch für Vorschulkinder eine immer verfügbare Ressource darstellen. Nicht vergessen werden darf, dass Medien heute zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden sind und Kinder eine interessante Zielgruppe darstellen.
Kuscheln
„Kuscheln ist der häufigste Grund für das gemeinsame Fernsehen von Eltern und Kindern. Eltern und Kinder ab zwei Jahren sitzen einfach gern gemeinsam gemütlich vor dem Fernseher. Aber auch schlechtes Wetter ist für viele Eltern ein Motiv, ihren Kindern Fernsehen zu erlauben. Oder wenn das Kind krank ist. In einem Drittel der Familien mit Kindern ab zwei Jahren gehört Fernsehen zum abendlichen Ritual dazu. Was der größere Teil der Mütter in Deutschland vermeidet, ist das Fernsehen beim Essen oder als Belohnung für gutes Benehmen.“
(Götz o.J., S. 3)
Medien und Mediennutzung bei 3–5-Jährigen
Medien spielen auch bei Vorschulkindern eine wichtige Rolle. Im Durchschnitt schauen diese ca. 42 Min. am Tag fern. Bildschirmmedien vermitteln dabei Bilder von der Welt und über die Welt, sie bieten Anlass für Gespräche, wirken sich auf das Spielverhalten aus, beeinflussen Konsumverhalten und Wünsche von Kindern und strukturieren nicht zuletzt den Alltag von Familien und Kindern. Nutzungsstudien vermitteln einen Eindruck über die Bedeutung von Medien in den Familien (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2013, S. 66 ff.; FIM-Studie 2012):
- Familien mit Kindern bis zu sechs Jahren sind sehr gut mit Medien ausgestattet. Computer, Internet, Fernseher, Radio, Handy und verschiedene Geräte zum Aufzeichnen von Fernsehinhalten sind heute in praktisch allen Haushalten zu finden. Einen Tablet-PC besitzen 15 % der Haushalte. Kassettenrekorder (28 %) und CD-Player (25 %) sind bei den 2–5-Jährigen am stärksten verbreitet.
- Dem Fernsehen kommt in den Familien eine besondere Bedeutung zu. 71 % der Eltern sehen regelmäßig, also mindestens mehrmals pro Woche, mit ihren Kindern fern. Wobei bei den 2–3-Jährigen ca. ein Viertel der Kinder noch keine Erfahrungen mit dem Fernsehen gemacht hat.
- Bei den Vorschulkindern (drei bis fünf Jahre) dominiert der öffentlich-rechtliche Kinderkanal (KiKA) mit 71 %, gefolgt von Super RTL mit 16 %, wobei der KiKA zu 43 % gemeinsam mit den Eltern genutzt wird.
- Die Lieblingssendungen der 3–5-Jährigen sind fast nur Zeichentrick- (77 %) und Kindersendungen (52 %). Kinder im Grundschulalter (sechs bis elf Jahre) nennen daneben zusätzlich noch Sitcoms/ Comedies besonders häufig.
- Die Hauptzeiten für gemeinsame Fernsehnutzung liegen zu 60 % vor dem Zubettgehen und zu 30 % beim Spielen, 13 % beim Abendessen, 16 % bei der Hausarbeit und 6 % beim Frühstücken.
- In nahezu allen Familien (97 %) gibt es klare Regeln in Bezug auf Zubettgehzeiten. Für die Fernsehnutzung (Dauer und Programm) geben drei Viertel der Familien an, Regeln zu haben. Für die Spieldauer und die Art der Spiele am PC und an Spielkonsolen verfügt nur noch jede fünfte Familie über Regeln.
Medienwahrnehmung bei 3–6-Jährigen
Ab dem Kindergartenalter können Kinder mit Fernsehsendungen schon etwas anfangen – vorausgesetzt, sie sind auf ihre Altersgruppe zugeschnitten. Jüngere Kinder erkennen nicht, ob das, was sie in den Medien sehen oder hören, wirklich oder künstlich ist. Dreijährige schauen vielleicht noch hinter den Fernsehapparat oder in den CD-Player, um zu erkunden, wo die Figuren wohnen, von denen die Geschichte erzählt. Sie können zwischen dem technischen Apparat und der Wirklichkeit noch nicht deutlich unterscheiden.Bilderbücher und Hörmedien sind im Kindergartenalter die wichtigsten Medien. Besonders Kassetten oder CDs mit Geschichten und Musik erfreuen sich bei dieser Altersgruppe großer Beliebtheit. (www.kindergesundheit-info.de/themen/medien/ medienwahrnehung/ 3-6-Jahre)
Die Dauer und die Intensität des Fernsehkonsums variiert jedoch in den einzelnen Familien beträchtlich und ist sowohl von der sozioökonomischen Lage der Familie als auch vom Bildungsniveau abhängig. Kinder mit Eltern, die keinen oder einen niedrigen Schulabschluss haben, sehen erheblich mehr fern als andere.
Auch das Vorbild der Eltern spielt eine Rolle: Sind die Eltern Vielseher, sehen auch ihre Kinder viel. An den Wochenenden wird allgemein mehr geschaut als in der Woche. Eltern ist bewusst, dass ihre Kinder auch unangenehme Erfahrungen mit Medien machen können. Ihre Sorge gilt dabei vor allem dem Computer und Internet.