Vorschulische Einrichtungen - Umsetzung konkret

Kinder lernen in Kitas, wie mit Aggression konstruktiv umgegangen werden kann, dass Konflikte gewaltfrei gelöst werden können und dass sie Unterstützung beim Umgang mit Problemen erhalten. Dabei wirken die Erwachsenen stets als Vorbilder. Damit dies gelingen kann, sind Rahmenbedingungen, spezielle Kenntnisse und Instrumente not-wendig. Spezifische Programme (vgl. Kap. 2.5) können das Erlernen von sozialen Fähigkeiten unterstützen. Eigene Projekte verdeutlichen, dass einzelne Gruppen oder die gesamte Einrichtung an dem Thema arbeitet und dies auch nach außen kenntlich macht.

Probleme erkennen und anerkennen
Welche Themenfelder und Herausforderungen werden wie aufgegriffen? Mit Hilfe von M1 (Wo machen wir was?) kann eine differenzierte Matrix erstellt werden, in der deutlich wird, was in zentralen Handlungsbereichen in Bezug auf die Kinder, das Team, die Eltern sowie die gesamte Einrichtung bereits geschieht und wo weiterer Handlungsbedarf besteht. Dabei erscheint auch eine Auseinander-setzung mit kindlicher Aggression und Gewalt, insbesondere eine Verständigung über nicht tolerierbares Verhalten, wichtig. Vor diesem Hintergrund können weitere Maßnahmen konzipiert werden.

Eine Steuerungsgruppe etablieren
Soll Gewaltprävention nicht nur einmalig und punktuell, sondern langfristig und kontinuierlich aufgegriffen werden, ist es sinnvoll, eine Steuerungsgruppe einzurichten. Diese Steuerungsgruppe sollte im Kern aus Erzieherinnen und Erziehern und aus Elternvertretern bestehen. Des Weiteren ist die Qualifizierung dieser Gruppe durch entsprechende Fortbildungen und/oder Einbeziehung externer Fachleute notwendig. Dann steht die Entscheidung an, aus welchen Maßnahmen das Vorhaben bestehen soll, womit zunächst begonnen wird und was später folgen kann.

Ein Präventionsprojekt planen und durchführen
Auch selbst konzipierte Präventionsprojekte sollten bestimmten Qualitätsansprüchen genügen. Unter dem Motto „Qualität durch Kompetenz“ hat der Landespräventionsrat Niedersachsen Kriterien für die Durchführung von Präventionsprojekten entwickelt (M2), die als Leitfaden dienen können.
Wie ein Gewaltpräventionsprojekt konkret aussehen kann, wird am Beispiel des Projekts „Ich find‘ mich gut – ich habe Mut“ (M3) gezeigt.

Fachliche Begleitung und Kooperationen
Die Kooperation und Vernetzung mit Kinderschutzeinrichtungen, Jugendämtern, Kinderärzten usw. sollte von Anfang an selbstverständlich sein.

Dabei muss auch deutlich werden, wer eine fachliche Begleitung leisten kann, denn Maßnahmen der Gewaltprävention sind dann besonders erfolgreich, wenn sie von Expertinnen und Experten bera-ten und begleitet werden.

Umgang mit Alltagssituationen
Bei allem Bemühen um eine langfristig vorbeugende Arbeit kann und darf der Umgang mit alltäglichen Problemen und Herausforderungen nicht vergessen werden. M4 fordert auf, in Entscheidungssituationen zu reagieren. Diese Reaktionsweisen müssen jedoch mit den langfristig angestrebten Präventionsvorhaben in Einklang stehen.

Kenntnisse der Fachkräfte
Professionelles Handeln setzt spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten voraus. Anhand von M5 kann diskutiert, ausgewählt, ergänzt und in eine Rangfolge gebracht werden, was eine „gute“ Fachkraft auszeichnet.

Partizipation in Kindergärten
Frühe Beteiligungsformen zu entwickeln, ist Teil einer Erziehung zur Demokratie und Ausdruck eines reifen Demokratieverständnisses. Partizipation stärkt die Kooperation, unterstützt das Einhalten von Regeln und fördert die Selbstwirksamkeit. Alle diese Bereiche sind Teil von Prävention. M6 zeigt mögliche Formen der Beteiligung von Kindern und M7 verdeutlicht beispielhaft, wie dies in einer „Verfassung“ einer Kita formuliert werden kann.

Demokratie leben: Die Geislinger Weiberschlacht
Demokratisches Bewusstsein bewährt sich in Extremsituationen. Die sog. „Geislinger Weiberschlacht“ stellt hier ein historisches Vorbild dar (M8). Denn etwas Ungewöhnliches geschah am 1.12.1941 in Geislingen: Mütter protestierten offen gegen die nationalsozialistische Übernahme ihres Kindergartens und nahmen dabei auch Konsequenzen in Kauf.

Ein friedenspädagogisches Profil
Die evangelischen Fachschulen für Sozialpädagogik in Württemberg haben für ihr Selbstverständnis und ihre Ausbildungskonzeption ein friedenspädagogisches Profil entwickelt (Auszüge in M9). Dieses kann als Selbstvergewisserung über die Grundlagen und Ziele des eigenen Handelns dienen.

Neue Zusammensetzungen
Deshalb empfiehlt es sich, neue Gruppenzusammen-setzungen zu initiieren, wie man es überall in Europa tut. Man öffnet die Gruppen nach oben, nach unten und verändert damit die vertikale Dimension. Was sich nicht verändert, ist die horizontale Dimension. Angebote für Eltern, Angebote von anderen Gruppen und für andere Gruppen müssen in den Kindergarten hineinkommen, Angebote für Kleinstkinder und Schulkinder, für die ältere Generation, Angebote für die Gemeinde, Bibliotheken, Kinos, kulturelle Veranstaltungen – darin liegt eine große Chance für den Kindergarten.

Der demografischen Entwicklung wegen werden wir mehr denn je darauf angewiesen sein, die vertikale Dimension im generativen Ansatz zu verstärken. Aber unsere Institutionen sind genau auf dem anderen Weg, auf dem Weg der Separierung und Isolierung von Generationen. Die Mehrgenerationshäuser und die Bildungshäuser für Kinder versuchen hier, dem entgegen zu wirken. (Fthenakis 2007, S. 15)

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