Kommunikation

Gefühle steuern Verhalten

Angst ist nicht nur ein schlechter Ratgeber, sie verhindert auch mögliche Lernprozesse, denn es gibt keine emotionsfreie Informa­tionsverarbeitung. Emotionsregulation ist an allen Prozessen der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung beteiligt. Der gekonnte Umgang mit eigenen und fremden Emotionen ist dabei ein Schutz­faktor für das Individuum selbst wie für seine Sozialgruppe. Deshalb ist die sozialkognitive Informationsverarbeitung ein spannendes Arbeitsgebiet der Präventionsforscher geworden (vgl. Haug-Schna­bel 2005).

Gefühle sind unmittelbare körperliche Empfindungen und Reaktionen, die unser gesamtes Bewusstsein bestimmen. Sie tauchen in unterschiedlichen Formen auf, als Warnsignale (Angst, Furcht), als Ausdruck von überraschung (z.B. Freude) oder als Reaktion auf Verlust (Trauer). Sie decken die gesamte Breite menschlicher Empfindungen ab und bilden so einen zentralen Bereich des menschlichen Ausdrucks. Starke Gefühlsregungen treten dann auf, wenn Bedürfnisse nicht befriedigt oder verletzt werden. Zu den Grundgefühlen gehören Freude, Angst und Furcht, Trauer, Scham und Schuldgefühl, Neid, Mitleid, Liebe, Aggression, Freude, Hilflosigkeit, Wut, Zorn, Kummer, Niedergeschlagenheit, Verzweiflung und Langeweile.

Die Konfrontation mit spontan und impulsiv ausgedrückten Gefühlen mobilisiert oft Angst. Doch die Wahrnehmung von eigenen und fremden Gefühlen und der konstruktive Umgang damit können gelernt werden.
Goleman (1996) unterscheidet drei charakteristische Stile des Umgangs mit den eigenen Emotionen:

  1. Der achtsame Charakter: Er ist ein guter Emotionsmanager, der es versteht, die Emotionen sowohl zu identifizieren, als auch zu nutzen, was einer im hohem Maße vorhandenen Achtsamkeit zu verdanken ist.
  2. Der überwältigte Typ: Dieser ist sich seiner Emotionen wenig bewusst und kann folglich auch kaum Einfluss auf sie ausüben.
  3. Der Hinnehmende: Dieser ist sich seiner Emotionen bewusst, versucht jedoch nicht, etwas gegen sie auszurichten. Er nimmt sie mit einer „laissez-faire“ Haltung hin, was funktioniert, wenn man optimistisch ist. Allerdings kann diese Strategie sehr oft bei Depressiven beobachtet werden.

Wie ein Fluss Kommunikation ist wie ein Fluss, der ständig vor sich hinfließt. Er kann mal mehr, mal weniger Wasser führen, er kann mal ruhiger fließen oder sich über Stromschnellen bewegen. Andere Wassermassen können hinzukommen und eine Zeitlang gemeinsam fließen, bevor sie sich wieder trennen. Man kann diesen Fluss umleiten oder austrocknen, immer wird man dann noch das Flussbett und die Ablagerungen sehen. Ein solcher Fluss hat viele Funktionen: er kann verbinden oder trennen, er bietet lebensspendes Wasser, er ist ein Transportweg für vie­lerlei Waren und Menschen, er bietet Erholungmöglichkeiten.
Günther Gugel: Kommunikation. In: Konflikte XXL. Tübingen 2004 (CD-ROM).

Damit sich eine eigenständige Persönlichkeit entwickeln kann, müs­sen Gefühle zugelassen und ernst genommen werden. Die emotionale Grundlage jeder Erziehung bilden Anerkennung, Geborgenheit, Wertschätzung und Akzeptanz. Um den Verlockungen der Gewalt widerstehen und eine selbstsichere, widerstandsfähige, vertrauensvolle und empathische Persönlichkeit entwickeln zu können, benötigen insbesondere Kinder und Jugendliche eine spezifische Qualität der Zuwendung, die Reiner Steinweg als seelische Grund­nahrungsmittel kennzeichnet (2008, S. 116). Kinder müssen

  • in ihrer Besonderheit gesehen werden und Aufmerksamkeit erfahren;
  • in ihrer Gefühls- und Erlebniswelt, aber auch in ihrem Schmerz verstanden werden;
  • Ermutigung und Anerkennung in ihren Bemühungen und Leistungen erleben;
  • wohlwollende Kritik und Widerspruch bei Grenzverletzungen erhalten;
  • Verlässlichkeit erleben, und (entsprechend abgestufte) Verantwortung übernehmen können.

Auch Gabriele Haug-Schnabel (2005) weist darauf hin, dass Empathie einer entsprechenden Sozialisationserfahrung bedarf, also am eigenen Leib erlebt werden muss, um selbst Einfühlsamkeit entwickeln zu können. Kommen zur Empathie noch Gefühle der Sorge um diesen Menschen und willentliche Aktionen, um dessen Leiden zu verringern, sprechen wir von Mitgefühl.

Zu den Voraussetzungen einer erfolgreichen emotionalen Kommuni­kation, die sich im Laufe der ersten Lebensjahre entwickelt, gehört neben der eigenen nonverbalen Ausdrucksfähigkeit das Erkennen der nonverbalen Signale der anderen, die Fähigkeit eigene Gefühle zu verbalisieren, das Verständnis der Bedeutung von Gefühlen und nicht zuletzt zunehmende Möglichkeiten, die eigenen Gefühle regulieren zu können und ihnen nicht mehr hilflos ausgeliefert zu sein. Emotionale Kompetenz in diesem Sinne zu erreichen, ist eine der bedeutendsten kindlichen Entwicklungsaufgaben.

Empathiefähigkeit hilft, Bindungen und Vertrauen zu stiften und zu festigen, Mitmenschen besser einzuschätzen und gemeinsame Aktivitäten zu synchronisieren. Ein freundschaftliches Sozialverhalten entsteht, das Raum für Aggression lässt, aber Gewalt verhindert.

Dialog Die Wurzeln des Wortes „Dialog“ liegen in dem griechischen „dialogos“: dia (durch) und logos (Bedeutung). Dialog bedeutet also hier nicht „Zwiegespräch“, sondern: der „Fluss von Bedeutung“ (mit und durch das Wort zwischen den Menschen).
Martina & Johannes F. Hartkemeyer/L. Freeman Dhority: Miteinander Denken. Das Geheimnis des Dialogs. Stuttgart 2001.

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