Der Ansatz im Überblick

Der Aufbau des Handbuchs

Das Handbuch gliedert sich in 19 Kapitel (Bausteine) die alle zentralen Bereiche der Gewaltprävention aufgreifen:

Grundlagen der Gewaltprävention (1.2)
In diesem einführenden Kapitel werden grundsätzliche Anfragen an das Konzept Gewaltprävention benannt und zusammenfassend skizziert. Erste grundlegende Erkenntnisse über die Gewaltbelastung in der Schule sowie Thematisierungswege werden eingeführt. Die angesprochenen Gesichtspunkte und Problemfelder werden in späteren Kapiteln vertieft und ausführlich diskutiert.

Gewalt (2.1)
Ein differenzierter Gewaltbegriff ist für Gewaltprävention zentral. Das Kapitel „Gewalt“ diskutiert verschiedene Gewaltbegriffe, macht auf Ursachen und Zusammenhänge von Gewalt aufmerksam und lenkt die Aufmerksamkeit darauf, das eigene Gewaltverständnis zu reflektieren.

Gewalt an Schulen (2.2)
Dieses Kapitel klärt, was unter Gewalt an Schulen zu verstehen ist, welche Erkenntnisse über Ausmaß und Schwere der Gewaltvorfälle verfügbar sind sowie welche Ursachen und Risikofaktoren als relevant gesehen werden können. Dabei wird neben der von Schülerinnen und Schülern ausgehenden Gewalt auch die der Lehrkräfte und des Schulsystems beleuchtet.

Jugendliche in Krisensituationen (2.3)
Kinder und Jugendliche durchleben vielfältige Krisensituationen, die sie auf unterschiedliche Weise bewältigen und verarbeiten können. In diesem Kapitel werden destruktive Bewältigungsversuche, wie Essstörungen, Selbstverletzungen, Selbsttötungen oder Suchtmittel aufgegriffen und dabei wird auch nach Unterstützung und Hilfsangeboten gefragt. Das Resilienzkonzept zeigt Wege, wie Persönlichkeiten gestärkt werden können.

Jugendgewalt (2.4)
In diesem Baustein wird beleuchtet, was unter Jugendgewalt verstanden wird, wie weit sie verbreitet ist, welche Risikofaktoren für Jugendgewalt bekannt sind und welche Gegenstrategien sich als erfolgversprechend erwiesen haben. Dabei werden Jugendliche nicht nur als Täter, sondern auch als Opfer gesehen.

Gewaltprävention in der Schule (2.5)
Das Kapitel verdeutlicht die Ansatzpunkte, Handlungsmöglichkeiten und Vorgehensweisen bei der Implementierung von Gewaltprävention in der Schule. Es zeigt, dass sich wirksame Gewaltprävention im Kontext von Schulentwicklung vollzieht und nicht auf Einzelmaßnahmen beschränkt bleiben darf.

Familie und Kommune (3.1)
Die Rolle und Bedeutung der Familie und der Kommune bei der Entstehung von Gewalt sowie Möglichkeiten der Gewaltprävention werden aufgegriffen. Häusliche Gewalt wird in ihren verschiedenen Dimensionen sichtbar gemacht. Grundlegende Anforderungen an und Handlungsmöglichkeiten von Gewaltprävention im kommunalen Umfeld werden dargestellt.

Schulentwicklung (3.2)
Eine gute Schule ist eine gewaltfreie Schule. Deshalb werden die Zusammenhänge zwischen Schulqualität und Gewaltaufkommen beleuchtet. Im Zentrum steht die Frage nach den Merkmalen von gutem Unterricht, guten Lehrkräften und von einer guten Schule. Des Weiteren werden Möglichkeiten der Schulentwicklung, die zu diesen Zielen führen, reflektiert.

Kommunikation (3.3)
Gelingende Kommunikation ist ein Schlüssel zur Gewaltprävention. In diesem Baustein werden deshalb die Grundlagen menschlicher Kommunikation beschrieben und Möglichkeiten gelingender Kommunikation aufgezeigt. Dabei kommen der sozialen Wahrnehmung, dem Ausdruck von Gefühlen sowie der nonverbalen Kommunikation besondere Bedeutung zu.

Konstruktive Konfliktbearbeitung (3.4)
Konstruktive Konfliktbearbeitung ist einer der Kernpunkte von Gewaltprävention. Die Fähigkeit, Konflikte konstruktiv, d.h. ohne Gewaltandrohung oder Gewaltanwendung und mit der Bereitschaft zum Kompromiss auszutragen, kann systematisch gelernt werden. Wissen über Konfliktverläufe, aber mehr noch das üben von Verhaltensmöglichkeiten in Konfliktsituationen tragen hierzu bei. In diesem Kapitel werden deshalb Grundlagen der Konfliktbearbeitung dargestellt. Es wird geklärt, was ein Konflikt ist, welche Dynamik die Eskalation von Konflikten beinhaltet und auf welchen Grundsätzen konstruktive Konfliktbearbeitung beruht. Des Weiteren wird das Konzept der Mediation umrissen.

Demokratie- und Werteerziehung (3.5)
Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Akzeptanz von sozialen Werten und Normen und der Ablehnung von Gewalt. Die Verinnerlichung von Normen wird durch Konfrontation und Einüben gefördert. Der Baustein verdeutlicht, dass Demokratie als Lebensform täglich gelebt werden muss und, dass Werte in der Auseinandersetzung mit Alltagsproblemen gelernt werden. Partizipation in Familie, Schule und Kommune und die gegenseitige Anerkennung und Achtung sind Voraussetzungen für eine moralische Entwicklung.

Interkulturelles Lernen (3.6)
Interkulturelles Lernen wird verstanden als Auseinandersetzung mit dem Anderen, Fremden, als Bewusstwerden der eigenen Kultur und der Gleichwertigkeit anderer Kulturen. Es geht darum, Abwertungen, Diskriminierungen und Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen und interkulturelle Kompetenzen zu stärken. Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund kommt dabei besondere Aufmerksamkeit zu. Das Kapitel führt in das Verständnis von interkulturellem Lernen ein und zeigt vielfältige praktische Handlungsmöglichkeiten auf.

Sport und Fair Play (3.7)
Dieser Baustein verdeutlicht, welche Möglichkeiten Sport für Gewaltprävention bietet. Er weist jedoch darauf hin, dass Gewalt auch durch Sport und sein Umfeld begünstigt oder gar gefördert werden kann. Die Grundsätze der Fair-Play-Erziehung sind über den Bereich des Sports hinaus anwendbar. Das Beispiel „Straßenfußball für Toleranz“ zeigt, wie Regelveränderungen zu neuen Spielformen führen können.

Die Grundhaltung: (Die) erzieherische Grundhaltung kriminalpräventiver Maßnahmen und Programme ist eine inkludierende, Solidarität vermittelnde Haltung. Sie signalisiert: „Wir geben euch nicht auf, wir wollen, dass ihr dazu gehört, integriert seid und teilhabt!“ Strafen, Maßnahmen der Kriminalrepression, wirken dagegen grundsätzlich ausschließend, exkludierend (wobei der Strafvollzug, das Ein- und Wegsperren, dann die maximale Form der Exklusion ist).
Wiebke Steffen: „Solidarität leben – Vielfalt sichern.“ Moderne Gesellschaften und Kriminalität. Der Beitrag der Kriminalprävention zu Integration und Solidarität. Gutachten für den 14. Deutschen Präventionstag 8./9.6.2009. Hannover 2009, S. 6 f.

Medien (3.8)
Die mit den Neuen Medien verbundenen Gefahren werden hier benannt und gleichzeitig vielfältige Möglichkeiten des produktiven Umgangs mit diesen Medien dargestellt. Jugendschützerische Gesichtspunkte werden dabei weniger unter dem Aspekt des Verbotes als vielmehr dem des Erwerbs von Medienkompetenz im Sinne der Fähigkeit zur eigenen Mediengestaltung diskutiert.

Zivilcourage lernen (4.1)
Dieser Baustein veranschaulicht, was zivilcouragiertes Handeln bedeutet und welche Voraussetzungen vorhanden sein müssen, um Zivilcourage zu fördern. Dabei geht es nicht nur um das Eingreifen in Problemsituationen, sondern vor allem auch um eine Schärfung der Sensibilität und des Gewissens für die Verletzung der Rechte anderer. Nicht Wissen, sondern eigene Handlungsmöglichkeiten stehen dabei im Vordergrund.

Verhalten in akuten Gewaltsituationen (4.2)
Der angemessene Umgang mit konkreten Problem-, Konflikt-, und Gewaltsituationen ist Inhalt dieses Bausteins. Bewährte Regeln und Vorgehensweisen zu kennen, stellt zwar keine Garantie für „richtiges Handeln“ dar, kann jedoch die Eigengefährdung und die Gefährdung anderer reduzieren und dazu beitragen, dass Opfer geschützt und Täter zur Rechenschaft gezogen werden können. In diesem Baustein wird gezeigt und diskutiert, welche Möglichkeiten des Umgangs mit (körperlichen) Bedrohungs- und Gewaltsituationen angebracht sind. Dabei wird das Verhältnis von Opfer, Täter und Zuschauer thematisiert und es werden prinzipielle Vorgehensweisen für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern vorgeschlagen.

Mobbing (4.3)
Mobbing ist in der Schule und der Arbeitswelt weit verbreitet. Dieser Baustein verdeutlicht, was Mobbing ist und wie Mobbing entsteht. Insbesondere wird die Dynamik des Mobbingsystems aufgegriffen, in dem Opfer, Täter, Unterstützer und Zuschauer zusammenwirken. Die Materialien bieten Möglichkeiten des Erkennens von Mobbing sowie konkrete Vorgehensweisen bei Mobbingfällen an.

Rechtsextremismus (4.4)
Dieser Baustein zeigt, was Rechtsextremismus ist, welche Überzeugungen ihm zugrunde liegen und welche Erklärungsansätze diskutiert werden. Vor diesem Hintergrund werden politische und pädagogische Handlungsmöglichkeiten gegen Rechtsextremismus entfaltet.

Amoklauf an Schulen (4.5)
Der Baustein Amoklauf an Schulen bietet Informationen über Vorkommen und Hintergründe von extremer Gewalt an Schulen. Des Weiteren werden Hinweise zur Vorbereitung auf und zum Handeln in solchen extremen Situationen gegeben, sowie Wege zum Umgang nach solchen Attacken aufgezeigt. Der Umgang mit posttraumatischen Belastungsstörungen und Trauer ist dabei von besonderer Bedeutung.

Das Zentrale: Ich glaube das Zentrale ist, dass man nicht an Problemen ansetzen sollte, die junge Menschen uns machen, sondern an denen, die sie selbst haben. Denn hinter der Gewalt stehen ja in der Regel eigene Erfahrungen mit Gewalt. Der Schlüssel für Gewaltprävention besteht darin, genau an diesen Gewalterfahrungen anzusetzen. Wenn dies geschieht und die Jugendlichen bemerken, dass man sie mit ihren Problemen ernst nimmt, dann sind sie auch offen für die Auseinandersetzung mit den Problemen, für die sie verantwortlich sind.
Gunter A. Pilz: Sportund Gewaltprävention. Transkription eines Interviews mit Günther Gugel vom 23.9.2008. In: Uli Jäger/ Nadine Heptner (Red.): Fußball für Frieden und Entwicklung. Tübingen 2009, S. 24 ff.

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