Gewalttätiges und aggressives Verhalten wird in den wenigsten Fällen nur sinnlos angewandt, auch wenn es auf den ersten Blick so erscheinen mag. Gewalt erfüllt verschiedene psychische und soziale Funktionen, macht auf Probleme aufmerksam und hilft bei der Selbstinszenierung. Dabei geht es immer wieder auch um kollektive Verhaltens- und Deutungsmuster.
Der Umgang mit Jugendgewalt bedeutet Handeln angesichts permanenter „normaler“ jugendlicher Grenzübertretungen (die ein Großteil aller Jugendlichen temporär praktiziert) auf der einen Seite sowie Reagieren auf eindeutig kriminelle Akte der Gewalt von jugendlichen Mehrfach- und Intensivtätern auf der anderen Seite. Hier zu unterscheiden und die Grenzbereiche zu kennen, ist wichtig.
Die Beschäftigung mit Jugendgewalt unterliegt starker öffentlicher Aufmerksamkeit und ist häufig aufgrund der Medienberichterstattung von Dramatisierung geprägt. Voraussetzungen für einen konstruktiven Umgang mit diesem Problembereich ist jedoch das Sehen und Akzeptieren der entwicklungsbedingten Distanz Jugendlicher zur Erwachsenenwelt bei gleichzeitigem Angewiesensein auf unterstützende Angebote sowie unsicherer Lebensperspektiven für eine größer werdende Gruppe Jugendlicher. Es wird hier also kein repressives Vorgehen zur „Eindämmung“ von Jugendgewalt vorgeschlagen, sondern ein verstehender und unterstützender Ansatz, der die tieferen Ursachen für dieses Phänomen aufgreift.