Die Beschäftigung mit Jugendgewalt unterliegt starker öffentlicher Aufmerksamkeit und ist häufig aufgrund der Medienberichterstattung von Dramatisierung geprägt. Voraussetzungen für einen konstruktiven Umgang mit diesem Problembereich ist jedoch das Sehen und Akzeptieren der entwicklungsbedingten Distanz Jugendlicher zur Erwachsenenwelt bei gleichzeitigem Angewiesensein auf unterstützende Angebote sowie unsicherer Lebensperspektiven für eine größer werdende Gruppe Jugendlicher. Es wird hier also kein repressives Vorgehen zur „Eindämmung“ von Jugendgewalt vorgeschlagen, sondern ein verstehender und unterstützender Ansatz, der die tieferen Ursachen für dieses Phänomen aufgreift.
Handlungsansätze
- Stabilisierung der eigenen Identität;
- Entwicklung der kommunikativen Fähigkeiten;
- Etablierung von Werten und Normen;
- Anbieten von Perspektiven für Schule und Beruf;
- übernahme von Verantwortung;
- Regulation des Medienkonsums;
- Begrenzung von Alkohol und Drogen;
- Ermöglichung demokratischer Teilhabe;
- Angebot von Mentoren zur Alltagsbegleitung
Eltern, Lehrkräfte, Jugendarbeiter
- Die Situation realistisch einschätzen
Es ist notwendig, eine gewisse Distanz zur öffentlichen Diskus- sion über Jugendgewalt einzunehmen und sich nüchtern mit Fakten und Zusammenhängen zu beschäftigen. M1 thematisiert verschiedene Gewaltformen in den einzelnen Lebensabschnitten und Lebensbereichen. M2 greift Erklärungsansätze für Jugendgewalt auf und M3 benennt die bekannten Risikofaktoren, die das Delinquenzrisiko steigern.
- Die Funktionen von Jugendgewalt kennen
Jugendgewalt wird u.a. als Männlichkeitsbeweis und Kommunikationsmittel verwendet oder es wird als Mittel gegen die Langeweile und den Frust des Alltags eingesetzt. Die verschiedenen Funktionen sind auf ihre jeweiligen Ansatzpunkte für Umgangsweisen und Lernmöglichkeiten zu prüfen (M4).
Schülerinnen und Schüler
- Instrumentalisierungen
Jugendgewalt wird im gesellschaftlichen und politischen Bereich oft funktionalisiert und instrumentalisiert. M5 zeigt ein Beispiel aus dem Kommunalwahlkampf in München.
- Formen von Jugendgewalt
M6 verdeutlicht den Grad der Akzeptanz von Gewalt bei Jugendlichen. Diese Akzeptanz kann auch durch eigene Umfragen illustriert und mit wissenschaftlichen Ergebnissen verglichen werden. Die damit verbundene Frage ist, warum akzeptiert ein bestimmter Anteil Jugendlicher Gewalt und was bedeutet diese Akzeptanz für das jeweilige Verhalten?
- Männerbilder/Frauenbilder
Spezifische Rollenbilder und vor allem machohafte Männlichkeitsnormen spielen bei jugendlichen Gewalttätern eine wichtige Rolle (M7). Diese, z.T. kulturell gebundene, aber auch durch Medien (Werbung) propagierten Vorstellungen sollten hinterfragt und durch moderne Vorstellungen von Mannsein und Frausein korrigiert werden.
- Kriminelles Verhalten oder Protestform
Ist abweichendes oder gewalttätiges Verhalten von Jugendlichen einfach nur kriminell (M9) oder kann dieses Verhalten auch als Protestform gesehen werden (M10)?
- Code der Straße und Rules of Respect
M10 und M11 thematisieren Gewalt als Lebens- und überlebensform in spezifischen Verhältnissen. M12 zeigt, wie Jugendliche Coolness und Respekt neu definieren.
Für die gesamte Schule
- Unterstützungssysteme finden
Wo und wie können Jugendliche positive Erfahrungen machen, soziale Sensibilität entwickeln und Selbstwirksamkeit erleben? Schulische und außerschulische Zugänge können durch ressourcenorientierte Ansätze die Stärken der Jugendlichen aufgreifen und diese fördern. Das Selbsthilfeprojekt „Lichttaler“ ist hierfür ein Beispiel (M13).
- Zukunftsperspektiven und Handlungsmöglichkeiten anbieten
Das Problem der Jugendgewalt kann nicht allein auf der (sozial-)pädagogischen Ebene angegangen, geschweige denn gelöst werden. Es ist eng mit den gesellschaftspolitischen Fragen realistischer (Aus-)Bildungs- und Lebensperspektiven für Jugendliche, verbunden und bedarf politischer Anstrengungen und Entscheidungen. M14 verdeutlicht die gesellschaftliche Relevanz und Problematik von Jugendgewalt.