Jugendgewalt

Was ist Jugendgewalt?

Jugendgewalt ist von Jugendlichen ausgeübte Gewalt. Im strafrechtlichen Sinne fallen die Täter dabei unter das Jugendstrafrecht, sind also zwischen 14 und 18 Jahre bzw. 21 Jahre alt. Psychologisch bzw. soziologisch wird die Jugendphase weiter gefasst, nämlich zwischen Pubertät und abgeschlossener sozialer Reifung.

Jugendgewalt ist ein unspezifischer Sammelbegriff für viele verschiedene jugendspezifische Deliktformen, wobei in der öffentlichen Wahrnehmung die körperliche Gewalt dominiert. Hierzu gehören verbale Attacken, Sachbeschädigungen, Mobbing, Erpressungen, Raufereien, Körperverletzungen ebenso wie ausländerfeindliche übergriffe, die in der Regel von Cliquen und Gruppen oder in deren Kontext ausgeübt werden. Gewalt bei Sportereignissen durch Hooligans und Ultras wird ebenso dazu gezählt wie Auseinandersetzungen zwischen Straßenbanden oder Straßenschlachten mit der Polizei an Maifeiertagen oder politischen Großereignissen. Jugendgewalt hat also viele Gesichter und muss sehr differenziert gesehen werden. Abzugrenzen ist Jugendgewalt von Jugendkriminalität.

Unsere Jugend: Unsere Jugend liebt den Luxus, hat schlechte Manieren, macht sich über die Autorität lustig, hat überhaupt keinen Respekt vor dem Alter. Unsere Kinder sind Tyrannen, sie erheben sich nicht vor den Erwachsenen, sie widersprechen ihren Eltern, sie sind unmöglich. Sokrates, 450 v. Chr.

Jugendgewalt und Jugendkriminalität

Jugendgewalt darf nicht verwechselt werden mit Jugendkriminalität. In der öffentlichen Diskussion werden häufig beide Begriffe und Phänomene synonym gebraucht. Dies ist jedoch falsch und bringt für Gewaltprävention Probleme mit sich.

Kriminalität von Kindern und Jugendlichen (also das übertreten von Gesetzen) ist in der überwiegenden Zahl aller Fälle Kleinstkriminalität mit sehr geringen materiellen Schäden. Kaufhaus­diebstahl mit geringem Wert und Schwarzfahren stehen an ersten Stellen der Kriminalstatistik, weitere Deliktarten sind u.a. ein­fache Körperverletzungen, Beleidigungen, Sachbeschädigungen (Sprayer), Konsum illegaler Drogen oder Verstöße gegen das Urheberrechtsgesetz (Raubkopien) (vgl. Maschke 2003, S. 19).

Im Sinne der Jugendkriminalität kommen ca. 7-8 % der Jugendlichen mit dem Gesetz in Konflikt, tauchen also als Tatverdächtige auf. Dunkelfeldstudien zeigen, dass bestimmte Delikte, wie z.B. Kaufhausdiebstahl oder Schwarzfahren von nahezu allen Jugendlichen verübt werden, wenngleich sie auch nur selten ertappt werden. Jugendgewalt im Sinne von Gewaltkriminalität wird nur von einer kleinen Gruppe Jugendlicher ausgeübt.

Jugendgewalt in Stichworten

  • Jugendgewalt ist männlich: Jugendgewalt ist Jungengewalt, denn über 80 % der Gewalttäter sind Jungen.
  • Jugendgewalt ist primär ein Gruppenphänomen: Jugendliche Gewalttaten sind kaum Taten von Einzelgängern, sondern entstehen zu über 80 % aus Cliquen heraus oder werden in (kleinen) Gruppen begangen.
  • Jugendgewalt findet im öffentlichen Raum statt: Dadurch unterscheidet sie sich von der Gewalt Erwachsener, die sich zum Großteil im häuslichen Bereich vollzieht. Jugendgewalt ist öffentlich sichtbar und präsent.
  • Opfer von Jugendgewalt sind vor allem männliche Jugendliche: Frauen und ältere haben zwar die meiste Angst, Opfer zu werden, tatsächlich sind sie jedoch am wenigsten gefährdet.
  • Viele Kinder und Jugendliche sind auch Opfer: Ca. 25-30 % der Jugendlichen geben an von ihren Eltern geschlagen worden zu sein. Das Risiko Täter zu werden, ist für sie um ein Mehrfaches größer.
  • Die Gewaltakzeptanz ist niedrig: Sie liegt bei Jugendlichen bei ca. 6-8 %. Die Bereitschaft, selbst Gewalt anzuwenden, liegt nach Umfragen bei ca. 2-4 %. Die weitaus überwiegende Mehrzahl der Jugendlichen lehnt also Gewalt als Handlungsmöglichkeit ab.
Zwei Arten von Jugendgewalt Mit Jugendgewalt wird zum einen die jugendtypische Dissozialität im Kontext von Entwicklungsproblemen und Einflüssen der Peer-Gruppe verstanden, die als vorübergehende Erscheinung zu werten ist. Zum andern umfasst Jugendgewalt jedoch auch die kleine Gruppe von Jugendlichen, die gravierende Formen von Gewalt anwenden und längerfristiges delinquentes Verhalten zeigen. Dieses Verhalten kann sich in der Jugendphase verfestigen.
Vgl. Friedrich Lösel/Thomas Bliesener: Aggression und Delinquenz unter Jugendlichen. Untersuchungen von kognitiven und sozialen Bedingungen. München/ Neuwied 2003, S. 10.
  • Konflikte mit dem Gesetz: Im Sinne der Jugendkriminalität kommen ca. 7-8 % der Jugendlichen mit dem Gesetz in Konflikt und tauchen als Tatverdächtige auf.
  • Sozial benachteiligte Jugendliche: Jugendliche mit geringe­rer Schulbildung sowie sozial benachteiligte Jugendliche haben bei gleichartiger Delinquenzbelastung eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit wegen ihrer Taten in Kontakt mit der Polizei zu kommen.
  • Längsschnittuntersuchungen: Langfristig mit schwerwiegender Gewalt auffallende Personen neigen zu einem erheblichen Anteil schon vor dem Eintritt in die Strafmündigkeit zu aggressivem und normabweichendem Verhalten.
  • Das Problem: Das eigentliche Problem der Jugendkriminalität und der Jugendgewalt sind die jugendlichen Intensiv- und Mehrfachtäter.

„Generation unter Druck“ Wir haben dieses Motto gewählt, weil uns natürlich auch aufgefallen ist, wie stark die Lebenswelten auseinanderdriften. Wir haben auf der einen Seite bei den Jugendlichen eine große Spannweite zwischen den gut situierten, sehr erfolgreich im Bildungssystem platzierten, bei denen alle ängste, alle Zurückhaltungen, ob man es schaffen könnte, auf einem ganz kleinen Maß sind. Dann gibt es auf der anderen Seite 20 % der Jugendlichen mit einem ungeheuerlichen Männeranteil, die pessimistisch sind und das im Hinblick auf die Arbeitsmarkt- und Ausbildungsmarktsituation zu Recht sind. Die spüren, dass sie diese berufliche Perspektive nicht haben. Schließlich existiert diese Gruppe in der Mitte, auf die trifft das Motto dann vielleicht zu: Die sind die leistungsbereiten und konstruktiv auf gesellschaftliche Integration ausgerichteten. Diese quantitativ große Mehrheit gerät mit ihrer grundsätzlich sehr sehr optimistischen Grundstimmung, (...) unter Druck. Diese Gruppe sieht: „Da unter uns, und wer weiß wie weit unter uns das ist, da gibt es eine Gruppe von Jugendlichen, die brechen ein, die haben gar keine Chance mehr.“ So ist das Motto gemeint.
Klaus Hurrelmann: Es wird eine weitere Shell-Studie geben. www.jugendforschung.de, 20.11.2006.

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