Soziale Wahrnehmung

Die Grenzen der Wahrnehmung

Nicht Wahrnehmen können

Unser Wahrnehmungsapparat ist äußerst eingeschränkt. Wir können nur einen Teil der äußeren Wirklichkeit mit unseren Sinnen aufnehmen:

  • Hören: Es ist nur ein sehr schmaler Frequenzbereich, den unsere Ohren hören können. Der Mensch kann Schall im Frequenzbereich von 16 Hz bis 16.000 Hz wahrnehmen. Auf Frequenzen zwischen 1.000 Hz und 6.000 Hz reagiert das Gehör am empfindlichsten.
  • Sehen: Unser Gesichtsfeld ist eingeschränkt. Wir sehen nur einen bestimmen Ausschnitt und wir nehmen nur bestimmte Wellenlängen des Lichtes war.
  • Schmecken: Unsere Geschmacksorgane können uns nicht immer warnen. Viele gefährliche Substanzen sind geschmacksneutral oder können sogar mit künstlichem Geschmack belegt sein.
  • Mit allen Sinnen: Wir können vieles spüren und intuitiv wahrnehmen, doch große Bereiche entziehen sich unseren Sensoren: So können wir z.B. weder Utraschall noch Radioaktivität registrieren. Wir können nicht feststellen, ob Lebensmittel mit chemischen Substanzen vermischt sind oder ob sie gentechnisch manipuliert wurden.
  • Blinde Flecken: Blinde Flecken sind die Bereiche, die wir aus bestimmten Erfahrungen heraus nicht (mehr) wahrnehmen wollen. Jeder Mensch hat blinde Flecken. Doch man weißt i.d.R. nicht, welche man hat.

Viele Schadstoffe können von den menschlichen Sinnen nicht registriert werden. Umweltzerstörungen dringen deshalb oft erst sehr spät ins Bewusstsein. Doch nicht nur biologische und anthropologische Faktoren spielen eine Rolle. Oft begünstigen Vorurteile oder Stereotype eine „falsche“ Wahrnehmung. Auch Angst oder Stress führen zu stark eingeschränkter oder verzerrter Wahrnehmung.

Stereotypen und Vorurteile steuern Wahrnehmung

Menschen ordnen ihre subjektive Welt, indem sie klare Einteilungen vornehmen. Mit Begriffen schreiben sie anderen Eigenschaften zu und nehmen dabei auch soziale Wertungen vor. Nationale Stereotype („Die anderen sind ...“) und Autostereotype („Wir Deutsche sind ...“) dienen dabei der Vergewisserung der eigenen Identität. Solche Zuschreibungen haben auch die Funktion der schnellen Orientierung in einer unübersichtlich gewordenen Welt. Die Grenzlinie zu Feindbildern ist allerdings, wie am Beispiel der Berichterstattung über den Islam leicht zu zeigen ist, sehr schmal.

Die amerikanischen Sozialpsychologen Leyens und Codol definieren Soziale Stereotypen als die von einer Gruppe geteilten impliziten Persönlichkeitstheorien hinsichtlich dieser oder einer anderen Gruppe. Dabei sind zwei Kennzeichen dieser Definition wichtig: Einmal, dass die Theorien von einer Gemeinschaft von Individuen geteilt werden, und zum anderen, dass es Theorien über die Persönlichkeitseigenschaften einer ganzen Gruppe von Menschen sind. Zum Beispiel: „Sie arbeiten alle schwer“ oder „Wir sind alle ganz schön clever“ (daraus wird auch deutlich, dass soziale Stereotypen nicht notwendigerweise negativ sind).

Funktion und Opfer von Vorurteilen

Ordnungsfunktion: Vorurteile helfen die Welt zu ordnen; sie bedeuten Denkersparnis; die verwirrende Vielfalt des Lebens kann so in „geistige Schubladen“ eingeordnet werden, es findet eine „Reduktion von Komplexität“ statt. Stabilisierungsfunktion: Stabilisierung des eigenen Selbstwertgefühls und des Gruppenzusammengehörigkeitsgefühls – auf Kosten anderer. Angstabwehr: Angst und Unsicherheitsabwehr – auf Kosten anderer. Aggressionsabfuhr: Vorurteile ermöglichen gesellschaftlich gebilligte Aggressionsabfuhr an Vorurteilsobjekten.

Bezugsgruppen beeinflussen die Wahrnehmung

Gruppen, denen man sich zugehörig fühlt, also Bezugsgruppen, beeinflussen außerordentlich stark die Wahrnehmung und damit verbunden die Bewertung des Wahrgenommenen. So besteht z.B. eine Tendenz zur Angleichung
von Meinungen in Gruppen, deren Mitglieder in einen engen Kontakt miteinander stehen. In Gruppen, die längere Zeit bestehen, entwickelt sich die Tendenz zum Kleinhalten der Unterschiede in Denken und Handeln. Abweichende Meinungen werden nur in einem bestimmten Spektrum geduldet. Auch die Erwartungen der Gruppenteilnehmer beeinflussen stark das Verhalten der Einzelnen in der Gruppe. Gruppenteilnehmer trauen der Gruppenwahrnehmung mehr als ihrer eigenen und korrigieren die eigene Wahrnehmung zugunsten der Gruppenwahrnehmung. Vorurteile und Feindbilder sind vor allem Gruppenphänomene. Es sind Urteile von Gruppen über andere Gruppen, die sich hartnäckig einer Überprüfung und Korrektur entziehen.

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