Nicht nur Kinder, sondern auch Lehrkräfte oder Eltern können Gewalt ausüben. Da sich diese in einer überlegenen Machtposition befinden, ist dies für die betroffenen Kinder oft besonders tragisch. Deshalb ist es wichtig, das eigene aggressive Verhaltenspotenzial nicht zu verdrängen, sondern sich diesem zu stellen.
Selbst ausgeübte Gewalt wird häufig, gerade von Personen, die eigentlich Gewalt ablehnen, mit dem Schutz von Schwächeren vor der Misshandlung und Gefährdung durch Stärkere oder auch einer aufgezwungenen Selbstverteidigung (Notwehr) legitimiert. Solche Gewaltformen sollten jedoch nicht als unproblematisch und für selbstverständlich gehalten und verteidigt werden, sondern sie sind durchaus auch als Folge eigener latenter Gewaltsamkeit bzw. eines überraschend entdeckten persönlichen Gewaltpotenzials zu identifizieren.
Die Aufgabe muss hier sein, zu lernen, mit eigenen aggressiven Impulsen in Konfliktsituationen umzugehen, so dass eine (weitgehend) willentliche Steuerung des eigenen Verhaltens in Problemsituationen möglich wird. Dies setzt eine genaue Beobachtung und Kenntnis der eigenen Person voraus. Das Spannungsverhältnis zwischen dem eigenen Selbstbild eines mehr oder weniger aggressionsfreien oder doch zumindest aggressionskontrollierten Individuums und der Wahrnehmung des eigenen Aggressionspotenzials muss nicht nur ausgehalten werden, sondern sollte Ansporn für eine konstruktive Bearbeitung sein.